Einleitung
Wenn man an das goldene Zeitalter des deutschen Films denkt, fällt ein Name immer wieder: Heinz Rühmann. Mit seinem sympathischen Lächeln, dem unverwechselbaren Humor und einer Leinwandpräsenz, die ihresgleichen sucht, prägte er eine Ära der Filmgeschichte. Über 100 Filme, Millionen von Zuschauern, ein Leben voller Erfolge – aber auch Widersprüche. In diesem Artikel beleuchten wir das Leben, die Karriere und das Vermächtnis von Heinz Rühmann in all seinen Facetten.
Kindheit und Jugend – Die Wurzeln eines Talents
Heinrich Wilhelm Rühmann wurde am 7. März 1902 in Essen geboren. Sein Vater betrieb ein Hotel, die Familie zog später nach Breslau. Schon früh zeigte sich seine Liebe zur Bühne. Nach dem finanziellen Ruin seines Vaters und dessen Freitod musste Rühmann früh Verantwortung übernehmen – und fand im Schauspiel nicht nur Zuflucht, sondern Berufung.
Der Weg zum Ruhm – Vom Theaterschauspieler zum Leinwandstar
Nach seiner Ausbildung an der Schauspielschule trat Rühmann zunächst auf kleineren Bühnen auf. Seinen ersten Filmauftritt hatte er 1926 im Stummfilm Das deutsche Mutterherz. Doch es war der Aufstieg des Tonfilms, der seiner Karriere den entscheidenden Schub gab.
Durchbruch mit „Die Drei von der Tankstelle“
1930 feierte Rühmann seinen großen Erfolg mit „Die Drei von der Tankstelle“, einem der ersten deutschen Tonfilme. Die Kombination aus Musik, Humor und Romantik passte perfekt zu seinem Stil. Innerhalb weniger Jahre wurde er zum beliebtesten Schauspieler Deutschlands.
Heinz Rühmann im Dritten Reich – Anpassung oder Kalkül?
Die Karriere von Heinz Rühmann während der NS-Zeit ist bis heute Gegenstand kontroverser Diskussionen. Fakt ist: Er drehte auch in dieser Zeit zahlreiche Filme – blieb jedoch stets unpolitisch.
Kritik entzündete sich unter anderem daran, dass er sich 1938 von seiner ersten Ehefrau, der Jüdin Maria Bernheim, scheiden ließ. Zeitzeugen berichten jedoch, dass Rühmann sie weiterhin finanziell unterstützte und ihr half, ins Ausland zu fliehen.
Er selbst sagte später, er habe versucht, „in einer finsteren Zeit Licht zu bringen“. Seine Filme waren in der Tat vor allem eines: eine Ablenkung vom tristen Alltag – auch während des Krieges.
Klassiker des deutschen Kinos – Die größten Werke von Heinz Rühmann

Obwohl seine Filmografie über 100 Titel umfasst, bleiben einige Werke besonders im kollektiven Gedächtnis haften:
- Die Feuerzangenbowle (1944): Eine Komödie über Schulzeit und Streiche, die bis heute jedes Jahr im Fernsehen läuft.
- Der Hauptmann von Köpenick (1956): Basierend auf der wahren Geschichte von Wilhelm Voigt, zeigt Rühmann seine komödiantische und tragische Seite zugleich.
- Wenn der Vater mit dem Sohne (1955): Ein berührendes Drama über Verlust, Verantwortung und Liebe.
- Es geschah am hellichten Tag (1958): Ein ernster Kriminalfilm mit Gänsehaut-Faktor.
Sein Talent bestand darin, tragische Figuren mit Herz und Humor zu verkörpern – ohne dabei oberflächlich zu wirken.
Ein Mann mit zwei Leben – Die private Seite von Heinz Rühmann
Abseits der Kamera war Rühmann ein eher zurückhaltender Mensch. Er war zweimal verheiratet:
- Maria Bernheim (1924–1938): Die Ehe scheiterte unter politischem Druck.
- Hertha Feiler (1939–1970): Mit ihr hatte er einen Sohn, Peter Rühmann, der später auch in der Filmbranche tätig wurde.
Seine zweite Ehe galt als glücklich. Gemeinsam lebten sie zurückgezogen in Bayern, wo er auch einen Hang zum Gärtnern und zur Fliegerei entwickelte – Rühmann war passionierter Privatpilot.
Späte Jahre und Tod – Der letzte Vorhang fällt
Auch im hohen Alter blieb Rühmann aktiv. Er spielte in Fernsehproduktionen, las Gedichte, trat in Talkshows auf – und wurde zum Symbol der „guten alten Zeit“. Für viele verkörperte er ein Stück Deutschland, das verloren gegangen ist.
Am 3. Oktober 1994 starb Heinz Rühmann in Aufkirchen bei Starnberg im Alter von 92 Jahren. Sein Tod löste deutschlandweite Trauer aus. Die Medien würdigten ihn als „letzten großen Volksschauspieler“.
Das kulturelle Erbe – Warum Heinz Rühmann unvergessen bleibt
Noch heute wird Rühmann in Umfragen zu den beliebtesten deutschen Schauspielern genannt. Seine Filme werden regelmäßig ausgestrahlt, vor allem rund um Weihnachten. In einer sich schnell verändernden Medienwelt steht sein Werk für Beständigkeit, Wärme und Menschlichkeit.
Zahlreiche Ehrungen – darunter das Große Bundesverdienstkreuz, Ehrendoktorwürden und ein Stern auf dem Boulevard der Stars – unterstreichen seine kulturelle Bedeutung.
5 häufig gestellte Fragen (FAQs) zu Heinz Rühmann
1. Was machte Heinz Rühmann so beliebt beim Publikum?
Heinz Rühmann verkörperte den „kleinen Mann“ mit Herz, Humor und Verstand. Seine Rollen waren oft lebensnah, seine Darstellung authentisch und liebenswert – das schuf Nähe zum Publikum.
2. Hat Heinz Rühmann auch Theater gespielt?
Ja, seine Karriere begann am Theater, und auch nach seiner Filmkarriere kehrte er immer wieder auf die Bühne zurück – besonders in seinen späteren Jahren.
3. Gibt es ein Buch über Heinz Rühmann?
Ja, Heinz Rühmann veröffentlichte eine Autobiografie mit dem Titel „… und noch einmal lächeln“, in der er auf sein Leben und seine Karriere zurückblickt.
4. Wie wird Heinz Rühmann heute bewertet?
Heute wird Rühmann differenzierter gesehen. Seine Leistungen als Schauspieler sind unbestritten, aber sein Verhalten während des Dritten Reichs wird kritisch diskutiert. Dennoch bleibt er eine zentrale Figur der deutschen Filmgeschichte.
5. Wo ist Heinz Rühmann begraben?
Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Waldfriedhof in Aufkirchen am Starnberger See, einem Ort, den er besonders liebte.
Fazit: Heinz Rühmann – Mehr als ein Schauspieler
Heinz Rühmann war kein bloßer Unterhalter. Er war ein Spiegel seiner Zeit, ein Chronist in Rollen, ein Botschafter menschlicher Gefühle. Auch wenn seine Karriere nicht frei von Schattenseiten war, bleibt sein Vermächtnis einzigartig.
Für viele Deutsche ist er ein Stück Heimatgeschichte auf Zelluloid – vertraut, tröstlich, zeitlos.